Von der Selbstverteidigung zum Schützenfest
2008 feiert der Allgemeine Bürgerschützenverein Wulfen e.V. sein Jubiläumsschützenfest. Gemäß Eintrag der Wulfener Tuchwebergilde im „Erneuerten Gildenbuch der Wandmakersgilde von 1743″ fand vor 175 Jahren am 30. September 1833 ein Schützenfest der „Vormaligen Wulfenschen Tuchmacherzunft“ mit ihrer „Schützen-Compagnie“ statt.
Heute wissen wir, dass das Schützenfeste in Wulfen nicht erst seit 1833 gefeiert werden. Durch die kriegerischen Unruhen des 13. und 14. Jahrhunderts sahen sich die Landbewohner, ebenso wie die Stadtbewohner, dazu gezwungen, sich vor den feindlichen Überfällen selbst zu schützen. Während sich die Städte durch breite Wassergräben und feste Mauern verteidigten, waren die Dörfer im Falle eines Angriffes einzig auf ihre „Landwehren“ angewiesen, die aus mehreren, nebeneinander liegenden Gräben bestanden, deren Erdinhalt zu einem Wall aufgeworfen wurde. Im Laufe der Jahre waren die Wälle stark mit Dornengestrüpp und dichten Bäumen bewachsen, so dass sie dadurch undurchdringlicher wurden.
In Wulfen, im Linnert war bis 1914 noch eine derartige Landwehr erhalten. Wir können annehmen, das es noch mehrere solcher Schanzwerke in Wulfen gegeben hat. Eine Herrlichkeitsverordnung aus dem Jahr 1592 enthielt genaue Bestimmungen über die Befestigung der Landwehre, ebenso Vorschriften, wie die Bewohner in der Handhabung von Waffen geübt werden sollen.
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Schützenordnung der Herrlichkeit von 1609
Es ist lange her, wegen der beschwerlichen Kriegswirren konnte das beliebte Schützenfest in der Herrlichkeit Lembeck, in dessen Kirchspielen (Gemeinden) Lembeck, Wulfen und Rhade länger nicht abgehalten werden. Der hochedle, gerechte und gute Mathias von Westerholt, Herr zu Lembeck sieht es jedoch als Notwendig an, diese Tradition auch wegen der positiven, christlichen Zustimmung, wieder aufleben zu lassen. Also hat der Edle und Gerechte unter Hinzuziehung der Gemeindevorsteher aus den o. g. drei Kirchspielen (Gemeinden) die Verordnung für das jährliche Vogelschießen überarbeitet und folgendes beschlossen: Zunächst soll eine Vogelstang auf der Lecker Heiden aufgestellt werden und alle mit Gewehren aus Rhade, Wulfen und Lembeck sollen sich eintragen lassen, sowie sonstige auf den drei Gemeinden, die Lust zum Schießen haben. Erst soll auf einen Vogel um einen „Fahne“ geschossen werden, sobald der Vogel runter ist, soll ein weitere Vogel aufgesetzt werden und um den Gewinn eines „Silbernen Vogels“ abgeschossen werden. Was die Fahne angeht, sollte diese drei Farben enthalten, namentlich schwarz, rot und weiß. Jedes Kirchspiel soll hierfür 18 Brabanter Ellen (eine Brabanter Elle = 69 cm) Stoff beschaffen, die eine Gemeinde schwarzen; die Andere roten, die Dritte weißen Stoff. Jedes Kirchspiel bezahlt für eine kölnische Elle (eine kölnische Elle misst 553 Millimeter) einen viertel Königstaler (Ort = ¼ Konningsordt = ¼ Königstaler) was 5 Reichstaler sein müssten, macht zusammen 15 Reichstaler. Beim Einkauf des Stoffes sollte hoffentlich soviel Nachlass gewährt werden, dass die Seide zum Nähen davon bezahlt werden kann. Die Herstellkosten sparen wir ebenfalls ein, da dies durch Mägde des Hauses Lembeck übernommen wird. Der Rittmeister hat sich angeboten, die Spange und oberste Spitze zu beschaffen. Was den silbernen Vogel betrifft, soll auf Befehl des Herrn der lembecker und wulfener Vogel durch den Goldschmidt eingeschmolzen und zu einem Vogel gemacht werden. Zum ewigen Gedenken hat sich der Rittmeister bereit erklärt, eine silberne Kette zu geben, sodass der König ihn (den Vogel) am Hals tragen kann und es sollen das westerholtsche Wappen eingraviert werden. Das Schiessen soll wie folgt ablaufen: Das Schiessen soll wie folgt ablaufen: Zuerst soll jeder vom Hause Lembeck einen Schuss tun, danach die Lembecker, danach die Wulfener, danach die Rhader. Danach soll es jedem von den genannten Kirchspieleingesessenen frei stehten. Zum Wohle der Schützengesellschaft soll jeder Bauernrichter eine Tonne Bier liefern. Aus Lembeck sollen 5 Tonnen gebracht werden, aus Rhade 2 Tonnen und aus Wulfen 3 Tonnen. Weiterhin soll jeder Bauernrichter von jedem Hauseigentümer in den drei Kirchspielen 5 Stüber einsammeln, wobei Männer und Frauen, Kinder und Mägde von der nachstehenden Schützengesellschaft (Regelung) befreit sind. Sollte es geschehen, das beide Vögel von aus dem Hause Lembeck Geborenen abgeschossen werden, so soll den Herren anheim gestellt sein die Gesellschaft (Feier) entweder im Dorf Lembeck oder in Wulfen abzuhalten Wenn aber beide Vögel von einem Einwohner aus dem Dorf Lembeck abgeschossen wurden oder einer von Rhade und der andere von einem Lembecker, so sollen beide Kirchspiele ihre Gesellschaft zusammen in Lembeck auf dem Wedemhof (Pfarrhof) nach alter Tradition halten. Falls aber die von Wulfen einen bekommen, so sollen die Wulfener neben der Verehrung des Königs, nach alter Sitte das Bauernbier verzehren und die andere Gesellschaft soll in Lembeck mit ihrem König abgehalten werden. Sofern die Wulfener bei Vögel bekommen, sollen sie ihre Zeche alleine abhalten. Lembeck und Rhade sollten sich des königlichen Geschenk trösten und sich mit Kirchspiel- oder Bauernbier begnügen. Dergleichen soll es auch gehalten werden, wenn beide Vögel nach Lembeck oder Rhade gebracht werden. Die Gesellschaft soll zwei Tage lang dauern. Am ersten Tag sollen die von jedem Haus eingesammelten 5 Stüber verzehrt werden. Für den Fall, dass man am ersten Tag nicht auskommt, dann soll das Kirchspiel oder Bauernbier zur Hilfe genommen werden. Der andere Tag soll einem jeden König freistehen, ein Gastgelage abzuhalten und ihm zu ehren lädt er jedes Kirchspiel ein und es wird das vom ersten Tag übrig gebliebene Bier ausgeschenkt. Oder sollte es dem einen oder anderen König nicht gelegen sein, dann soll er anstelle des Gastgelages zehn Tonen Bier an die Festgesellschaft ausgeben. Danach muss jeder Hausbesitzer seine eigene Wegzehrung mitbringen.
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Vogelschiessen und Biertrinken
Nach der „Brunnschen Chronik“ fand neben den Wehrübungen der einzelnen Gemeinden alljährlich um den Johannistag (24. Juni) am Püthenhof bei Tüshaus das „Goeding“ (Gau-Thing) statt. Unter Vorsitz des Herrlichkeitsrichters begann die Feier mit einem kurzen Gericht und Verhandlungen über Wege-, Brücken- und ähnliche Verhältnisse, die zu regeln waren. Dann ließ der „Führer“ die „Wehrfäster“ unter Anweisung der „Vögte“ die einzelnen „Kirchspiele“ (Gemeinden) Waffenübungen abhalten. Den Schluss der Versammlung bildete eine gemeinsame Feier, die aus dem Vogelschiessen und Biertrinken bestand.
Es lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen, wann dieses Vogelschiessen bei den schon uralten „Goeding“ eingeführt wurde. Es wird angenommen, dass das Vogelschiessen um 1500 aufgekommen ist, da bereits 1609 in der „Herrlichkeitsverordnung“ vom 22. Oktober (unterzeichnet von Matthias von Westerholt, Herr zu Lembeck) über das Vogelschiessen in unserer Heimat urkundlich berichtet wird.
75-jähriges Bestehen 1908
Das 75 Jährige Bestehen des Schützenvereins 1908 brachte wieder einen Aufschwung in das Wulfener Schützenleben. Am 23. August sollte das Vereinsleben durch eine „Wiedergründung“ gestärkt werden. Das Amt des Obersten – gleichzeitig mit dem Amt des Vorsitzenden – übernahm Eduard Humbert. Die neue Fahne und die erstmalige Ausrüstung aller Schützen mit Schützenmützen dokumentierten auch äußerlich den neuen Geist im Verein. Anlässlich der Wiedergründung wurde am 30.10.1908 auch eine neue Satzung herausgegeben. Im Jubiläumsjahr am Schützenfestmontag errang Johann Wissing die Königswürde, zu seiner Königin erwählt er Christine Engbers gen. Duve.
Nach dem 1. Weltkrieg
Bereits 2 Jahre nach dem 1. Weltkrieg feierten die Wulfener wieder ihr erstes Schützenfest. Auch im Jahre darauf 1922 wurde erneut gefeiert. Dann aber unterbrach die Inflationszeit alle Möglichkeiten. Zwischen 1926 und 1930 aber fiel nur 1928 das Schützenfest aus, ansonsten wurde es in jedem Jahre abgehalten. Die wirtschaftliche Katastrophe der 30-er Jahre mit den Millionen Arbeitslosen brachte dann schon bald wieder einen Rückschlag, aber das Jubiläumsjahr 1933 sah wieder ein ganz großes Fest in Wulfen!
100-jähriges Jubiläumsschützenfest 1933
Am 19. Januar 1933 beschloss die Generalversammlung, ein „Jubelfest“ mit großem Programm zu feiern. Am letzten Juni-Wochenende – traditionsgemäß am Sonntag vor „Peter und Paul (29. Juni – damals noch Feiertag) war dann Wulfen der Anziehungspunkt für tausende Besucher aus Nah und Fern. Lassen wir die Berichte der heimatlichen Presse in der Original-Berichterstattung sprechen, sie geben ein eindrucksvolles Bild vom großartigen Verlauf dieses Jubelfestes.
Jubiläumskönig 1933 wurde Dr. Aloys Schürmann mit Königin Dore Rose.
Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde 1935, 1936 und 1938 noch Schützenfest gefeiert. Dann unterbrach der Zweite Weltkrieg die Folge Wulfener Schützenfeste für mehr als ein Jahrzehnt.
Neuer Anfang nach dem Krieg
Die ersten schweren Nachkriegsjahre ließen keine Gedanken an heitere Schützenfeste aufkommen. Mit beginnendem, bescheidenem Wohlstand erwachte auch wieder der Wunsch nach dem Fest der Feste, das nun einmal das Schützenfest in Wulfen immer gewesen war. Die Währungsreform im Sommer 1948 schaffte auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen. Am 3. April 1949 fand die erste Nachkriegs-Versammlung der Schützen statt. Zum 1. Vorsitzenden wählte die Versammlung Ludwig Heermann. Gleichzeitig übernahm der Vorsitzende auch noch das Amt des ranghöchsten Schützen-Offiziers und wurde Oberst.
Dem Schützenfest im Juli, dem ersten Nachkriegsfest, gingen erhebliche Schwierigkeiten voraus. Eine Genehmigung zum Vogelschießen mit „schweren Brocken“ gab es ohnehin nicht. Die gute alte Armbrust musste wieder herhalten. Nicht einmal die Holzgewehre waren zugelassen, den Deutschen sollte die Lust an der Waffe endgültig vergehen Mit dem ersten Nachkriegs-Schützenkönigspaar Johann Schürmann und Elisabeth Schürmann begann die Fortsetzung der alten Wulfener Tradition, alle 2 Jahre ein Schützenfest zu feiern. Gelegentlich setzten sich auf der Generalversammlung des Schützenvereins die ganz unermüdlichen Schützen durch und ließen durch Mehrheitsbeschluss schon nach einem Jahr ein neues Fest folgen.
125-jähriges Jubiläumsschützenfest 1958
Die schweren Nachkriegsjahre gerieten schnell in Vergessenheit. So war es nur mehr als selbstverständlich, 1958 das große Jubelfest 125. Jahre Allg. Bürgerschützenverein Wulfen gebührend zu feiern. Unter Gestaltung von Dipl.-Komm. Hermann-Josef Schwingenheuer startete am Sonntag, dem 22. Juni 1958 um 14:00 Uhr der große historische Festzug. Weit mehr als 40 Gruppen und Wagen nahmen am Historischen Umzug teil, der einen Überblick in die Vergangenheit, aber auch einen kurzen Ausblick auf die Neue Stadt Wulfen vermittelte.
Trotz Konkurrenz durch den Besuch des Bundeswirtschaftsministers und späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard zum ersten Spatenstich der neu geplanten Großschachtanlage Wulfen am Schützenfestmontag war die Vogelstange wie üblich von Hunderten von Schaulustigen umlagert, die dann erlebten, wie Aloys Rößmann Jubiläumskönig wurde. Mit seiner Königin Leni Hagelstande stand er abends im Mittelpunkt des großen Krönungsballs.
150-jähriges Jubiläumsschützenfest 1983
Weitere 25 Jahre bzw. 13 Schützenfeste später, wurde durch einstimmigen Beschluss der Generalversammlung vom 07. März 1982 festgelegt, das Jubiläumsschützenfest vom 24. Juni bis 27. Juni 1983 zu feiern.
Zwischenzeitlich ist noch zu berichten, dass Bernhard Osterkamp 1969 den Vogel abschoss und somit als bisher Einziger in der langen Reihe der Wulfener Könige nach 1930 nochmals die Königs- bzw. Kaiserwürde errang. Eine weitere Seltenheit ist, dass Bernhard Osterkamp insgesamt 3 Königinnen hatte. 1930 Finchen Fitting, im Jubiläumsjahr 1933 Maria Honrath und als Kaiser 1969 erwählte er sich die langjährige Vereinswirtin Hedwig Humbert zu seiner Königin.
Mit der Planung des Jubiläums 1983 hatte der Festausschuss unter Leitung von Oskar Heinze bereits am 16.12.1981 begonnen. In vielen Sitzungen wurde der Ablauf des Festes bis ins letzte Detail festgelegt. Weiterhin sollte eine Festschrift herausgebracht werden. Für die Gestaltung, Verfassung und Zusammenstellung kkonnten die Schützenbrüder Rolf Schürmann und Horst Hinzmann gewonnen werden. Die aus altem Archivmaterial sowie Familien- und Vereinsleben zusammengestellte Festschrift zeigt ein lebendiges Bild bisheriger Wulfener Schützenfeste sowie die Vorgeschichte des Vereins in Text und Bildern.
Dank einer großzügigen Spende der Volksbank Wulfen konnte für die 1. Kompanie zum Jubiläum auch eine neue Fahne angeschafft werden. Für die Gestaltung wurde ein Fahnenausschuss mit den Vorstandsmitgliedern Ludwig Heermann, Gustav Schonebeck, Johann Schrudde und Arnulf Rose gebildet.
Bei herrlichem Wetter setzte sich am Sonntag 26.06.1983 um 14:30 Uhr der ca. 3 km lange Festzug mit 75 teilnehmenden Gruppen in Bewegung. Der ca. 5 km lange Marschweg durch Wulfen war auf seiner gesamten Länge von Abertausenden begeistert jubelnden Zuschauern gesäumt. Vor dem amtierenden Königspaar Paul Brauckhoff und Karin Schonebeck nebst Hofstaat sowie alle ehemaligen Majestäten, Ehrengästen und Vorstand am Wulfener Ehrenmal präsentierte sich der Festzug in seiner ganzen vielfältigen Schönheit und Farbenpracht. Die Presse schrieb dazu „Wulfen stand Kopf“, es war einfach spitze.
Montag entwickelte sich ein spannendes Königsschießen zwischen den beiden Bewerbern Heinz Diekert und Johannes Schürmann. Mit dem 53. Schuss um 13:47 Uhr wurde Dr. JohannesSchürmann Jubiläumskönig und zwar in Nachfolge seines Onkels Dr. Aloys Schürmann, der beim Jubiläumsfest vor 50 Jahren König wurde. Zur Königin erkor er sich Frau Elisabeth Kohl.
Die Gestaltung und der Verlauf des 150-jährigen Jubiläumsfestes war bis dahin der absolute Höhepunkt Wulfener Schützenfeste. Die WAZ schrieb dazu: 150 Jahre, herzig – humorvoll zusammengefasst, ein wahrhaft würdiger Jubiläumsknüller.
175-jähriges Jubiläumsschützenfest
Bis zum nächsten Jubiäum feierten die Wulfener 12 weitere Schützenfeste.
Das letzte Schützenfest auf dem Festplatz hinter der Wittenbrink Sportanlage wurde 1995 gefeiert. Das Vogelschießen am Schützenfestmontag sollte nicht unerwähnt bleiben, da aufgrund neuer behördlicher Schießverordnungen der Vogel letztmalig von der Vogelstange geschossen wurde. Vor diesem Hintergrund wurde das Befestigungsgewinde auf der Vogelstange leicht nach hinten gebogen, damit der Vogel optisch besser auf der Stange sitzt.
Unter den Königsanwärtern entwickelte sich dann ein längeres Vogelschießen, da durch das Verbiegen der Gewindeschraube der letzte Vogelrest nicht mehr getroffen werden konnte. Nachdem mittlerweile einige Schießschultern der Anwärter in verschiedenen Farben angeschwollen waren und der weitere zeitliche Ablauf gefährdet war, hatte der Vorstand ein einsehen und der Schießstand wurde etwas zur Seite verrückt. Der nächste Schütze der Anwärter war Helmut Schulten und prompt holte er den Vogelrest von der Stange. Mit Irmhild Tillmann und Helmut Schulten hatte Wulfen ein neues Königspaar.
Erster König auf dem neuen bzw. heutigen Festplatz Ecke Großer-Ring – Wittenbrink wurde 1997 Heinz Diekert. Zu seiner Königin erkor er sich Christel Humberg.
Am Schützenfestmontag 1999, dem letzten Vogelschießen im alten Jahrtausend, konnten sich Richard Vadder und Britta Feller als sogenanntes Milleniums-Königspaar in die Reihe der Wulfener Majestäten eintragen. Als 1. Königspaar im neuen Jahrtausend von 2001 bis 2003 regierten Alexander Otte und Anja Dreide das Wulfener Schützenvolk.
Durch einstimmigen Beschluss der Generalversammlung im Jahre 2007 wurde der Vorstand beauftragt, 2008 zum 175-jährigen Vereinsjubiläum ein weiteres Schützenfest zu feiern. Knapp 3 Jahre zuvor wurde bereits mit den Planungen begonnen und ein Festausschuss zur Durchführung gebildet. Dem Festausschuss gehörten folgende Vorstandsmitglieder und Offiziere an:
Andreas Badde (Beisitzer), Hans Eißing (2. Vorsitzender), Fritz Holtrichter (Ehrenoberst), Willi Humberg (Hauptmann), Hansi Mast (Beisitzer), Gregor Mergen (Geschäftsführer), Hubert Schäpers (1. Vorsitzender), Peter Tanaskovic (1. Kassierer), Ritschi Vadder (Fahnenoffizier) und Andreas Wanning (2. Kassierer).
Der Festausschuss hatte sich großes vorgenommen. In vielen Sitzungen, Tagungen und Vortragsveranstaltungen sollte es ein Jubiläum der Superlative werden.
Für den historischen Festumzug wurden sämtliche Gruppierungen, Vereine und Nachbarschaften in Wulfen angeschrieben. Der Zuspruch war überwältigend. Über 80 Gruppen, Vereine und Nachbarschaften gemeldet. Zur musikalischen Begleitung wurden 11 Musikkapellen verpflichtet sowie alle 13 Dorstener Schützenvereine und der Schützenverein Lippramsdorf eingeladen. Für die Zusammenstellung und den Ablauf des Umzuges zeichnete Andreas Wanning als verantwortlicher Zugleiter.
Neben den Vorbereitungen für das Jubiläumsfest sollte auch noch ein Bildbandunter dem Titel „175 Jahre Allg. Bürgerschützenverein Wulfen e.V.“ herausgebracht werden. Was zunächst nur als Vision im Raum stand wurde Ende 2007 Realität. Zum Wulfener Weihnachtsmarkt am 1. Advent 2007 konnte das Bauch erstmalig vorgestellt werden. Dank neuer Medien wie Computer und Scanner war es möglich, für diesen Bildband aus mehr als 12.000 Bildern eine Auswahl zu treffen, die wegen des guten Absatzes wohl auch den Wulfener Bürgern gefällt. Für die Texte, Beiträge und Bildauswahl waren die Schützenbrüder Hubert Schäpers, Hans Eißing und Richard Vadder verantwortlich.
Anlässlich der Generalversammlung im März 2008 hatte der Vorstand weiterhin die Aktion „Mitglieder werben Mitglieder“ bekannt gegeben. Zum Jubiläumsschützenfest sollte die Schallgrenze von 1000 Mitgliedern geknackt werden. Hierfür hatte der Verein als zusätzlichen Anreiz einige Sachpreise ausgelobt. Während der Vorparade, eine Woche vor dem Jubiläumsfest wurde das 1000 Mitglied aufgenommen. Am Ende des Tages zählte der Verein 1007 Mitglieder.
Mit dem„Jubiläumsnachmittag 55-plus“ am Donnerstag 26.06.08 begann das Jubiläumsfest mit einem großen Erfolg, über 400 Wulfener Senioren konnten bei Kaffee, Kuchen und vielen Darbietungen einen schönen Nachmittag im Festzelt verbringen.
Nach der Freitagsdisco sollte die Jubiläumsgala am Samstag ein weiterer Höhepunkt werden. Mit Olaf Henning, dem Bauchredner Klaus & Willi, den Swinging Fanfares und der Midnight-Special-Showband konnten für diesen Abend namhafte Künstler verpflichtet werden. Allein für diese Veranstaltung musste das Festzelt um einige Quadratmeter vergrößert werden. In den ersten 14 Tagen des Kartenvorverkaufs Anfang des Jahres konnten fast sämtliche Sitzplatzkarten ausgegeben werden. So feierten 2.500 Gäste im restlos besetzten Zelt eine Reisenparty mit Olaf Henning und Co. Der Vorstand bzw. Festausschuss war sichtlich Stolz auf den bestens organisierten Abend.
Eine weitere Steigerung sollte Wulfen am folgenden Sonntag mit dem Historischen Festumzug erleben. Die heimische Presse Titelte: „Grandioser Festumzug krönt Jubiläum in Wulfen, so etwas hat es noch nicht gegeben“. Bevor sich der 2 km lange Umzug mit knapp 2000 Teilnehmern auf den Weg durch die geschmückten Wulfener Straßen machte, fand ein Festakt auf dem Wittenbrink Sportplatz statt. Bürgermeister Lambert Lütkenhorst dankte in seiner Festrede den Wulfener Schützen für ihr sensationelles Engagement „Ihr habt alle einen Bombenjob gemacht“.
Tausende Zuschauer säumten die festlich geschmückten Straßen. Höhepunkt war dann der Vorbeimarsch am amtierenden Königspaar Stephan Stein und Susanne Grotehans mit Throngefolge, Vorstand, Ehrengästen und allen ehemaligen Wulfener Königspaaren. Was Zugleiter Andreas Wanning besonders freute: „Es klappte alles wie am Schnürchen“. Nach der Übertragung des Europapokal Endspiels wurde trotz der deutschen Niederlage im Festzelt noch ausgiebig bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Um 14:20 mit dem 139. Schuss erlegte der neue Jubiläumskönig Ralf Schmidt am Montag den stolzen Rest des Schützenvogels und regiert nun mit seiner Königin Nina Richter das Schützenvolk bis zum nächsten Schützenfest im Juni 2009.
Allen Wulfenern sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt, die mit ihrer großen Unterstützung und ihrem überwältigen Interesse so zahlreich zum Gelingen des Jubiläumsschützenfestes beigetragen haben.